Donnerstag, 22. November 2012

Scene 2 Act Part 18: Deftones - Koi No Yokan

Deftones - Koi No Yokan
(Quelle: Wikipedia)
Da ist es also, das neue Werk der Band aus Sacramento. Das zweite Album mit Sergio Vega am Low End. Seit dem Unfall von Chi Cheng sind die Tones um einiges härter geworden und können seitdem auch schneller Alben fertigen, als gewohnt. Ob das nun daran liegen könnte, dass man die Produktionskosten an die Plattenfirma zurückzahlen muss, so wie es Chino Moreno in einem Interview äußerte, sei mal dahingestellt. Man hat nicht mal eine Promoversion an die verschiedenen Agenturen sowie Fanzines gegeben, da „Diamond Eyes“ bereits geraume Zeit vor offiziellem Release im Internet zu finden war. Nur „Leathers“ und „Tempest“ gab es auf der Cloud zu hören. Auch die Tatsache, dass die Deftones von sich behaupten, dass sie keine Rockstars mehr würden, ist eine komische Aussage, wie ich finde, derer, die seit 1988 als Band fungieren und einen Sound definieren, den ich einzigartig und gereift nennen möchte. Gewandelt haben sie sich. Galten sie doch zu Beginn ihrer Karriere als Nu-Metall-Hoffnung, haben sie mit Around The Fur und schließlich mit White Pony ganz andere Qualitäten an den Tag gelegt, und schon waren sie aus der Nu-Metall-Schublade entsprungen.

„Koi No Yokan“, das ist Japanisch und soll soviel heißen wie eine Liebesvorahnung. Sowas wie Liebe auf den ersten Blick vielleicht? Wer das Album in den CD-Player legt oder auf dem mp3-Player zum ersten Mal abspielt, wird gleich mit einem Gewitter dermaßen überrascht, dass einem ein kalter, wohliger Schauer überläuft. Vielleicht das Gefühl, was man als Liebe auf den ersten Blick beschreiben könnte. Wie bereits erwähnt, sind die Deftones nun eine Spur härter, ohne aber ihre Atmosphäre  zu verlieren, was eine für mich immer noch unglaubliche Leistung darstellt. Was auffällt, dass die Gitarren von Album zu Album immer tiefer gestimmt sind. War das Meisterwerk „White Pony“ noch in Drop-C, rutscht das aktuelle Album mal eine ganze Oktave tiefer, im Bezug zum Standard-E-Tuning. Den 8-Saitern sei es gedankt. Und die werden auf einigen Titeln, wie „Poltergeist“, „Gauze“ oder „Goon Squad“, voll ausgenutzt, was die Tiefe angeht. Diese Titel wirken an einigen Stellen bretthart, man meint kaum atmen zu können, wenn man eine ausreichende Lautstärke auf die Kopfhörer legt. Ob das vielleicht auch am Produzenten liegen könnte? Der hat es geschafft, so viel Druck auf die Drums zu bringen, wie kein zweiter Produzent davor, Terry Date in allen Ehren. Das gesamte Album läuft Titel für Titel ineinander über, ich empfehle einen mp3-Player oder ein Abspielprogramm auf dem Rechner, der sowas beherrscht. Somit wirkt es wie ein Wechselbad zwischen schwerelosem Soundgewand und harten Riff-Gewittern wie ein Film oder Trip, aus dem man nicht auszusteigen wagt. Und man merkt kaum, wo der Traum endet oder anfängt, außer man schaut explizit auf das Wiedergabegerät. Das macht natürlich auch das wiederholte Abspielen des Albums zum Kinderspiel.

 
Anspieltipps:
Um dies zu entscheiden, muss man ja was ausgrenzen, was mir bei diesem Album sehr schwer gefallen ist.

Swerve City: Der erste Titel, der gleich mit Gitarren loslegt, ohne Vorwarnung. Man wird gleich direkt überfallen. Klingt nach einer stürmischen Liebesnacht. Man beherrscht hier den Wechsel zwischen Sturm und Schweben, wie aus dem „FF“. Man geht ja auch sofort über in „Romantic Dreams“

Leathers: Das erste Lebenszeichen des neuen Albums, was überall bei mir auf Facebook die Runde machte. Dieser Titel beschreibt einfach den Stil der Deftones am besten.

Poltergeist: Beginnt mit einem digitalen Klatschen, bis einem die Gitarre einem ins Gesicht „klatscht“. Die Gitarre ist hier sehr tief gestimmt. Hier gibt es wieder den großen Brückenschlag zwischen harten Riffs und einem Soundgewand, welches einem den Atem raubt.


Gauze: Hier beginnt man wieder mit einem Tritt ins Gesäß um einen dann wieder langsam aufzuhelfen. Brachial tiefe Gitarren und dann wieder ein himmlisch hohes Keyboard und Chinos Gesang. Schizophren.

Goon Squad: Der Titel, der einem jeden erdenklichen Gedanken an einen Atemzug nimmt, nachdem er sich leise an einen angeschlichen hat. Die Gitarren drücken von allen Seiten, Glückseeligkeit stellt sich ein. Ich will mehr.

Und fall ihr mir das nicht alles glauben mögt, hab ich hier unten den Stream der Visions eingefügt. Hier liegt das ganze Album einfach mal so rum, am Stück.


 

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